Paul Simon als ‚Cléante‘ in „Der eingebildete Kranke“ aktuell am Staatstheater Wiesbaden
Wer kennt sie nicht, diese Leute, deren einziges Gesprächsthema ihre Krankheiten sind, deren soziale Kontakte sich nahezu ausschließlich auf Ärzte und Apotheker beschränken und die dabei quicklebendig und kerngesund durchs Viertel marschieren? Den Prototypen dieser Hypochonder hat Molière vor dreieinhalb Jahrhunderten in seiner Komödie »Der eingebildete Kranke« geschaffen: Argan heißt er, und er vergöttert die Ärzte, die ihn jedoch als reine Melkkuh betrachten und ihm weniger hilfreiche als vielmehr teure Behandlungen verschreiben. Daher ist Argan regelrecht euphorisiert, als er die Gelegenheit wittert, einen Arzt in die eigene Familie zu holen. Hierfür allerdings müsste seine Tochter diesen noch heiraten – Angélique aber denkt gar nicht daran, das zu tun. Um Argan zur Einsicht zu bringen, bedarf es offenbar einer Schocktherapie. »Der eingebildete Kranke« ist Molières letztes Stück – und es entbehrt nicht der Tragik, dass der Autor, der auch sein eigener Hauptrollenspieler war, in der vierten Aufführung des Stücks einen Schwächeanfall erlitt und unmittelbar danach noch im Kostüm verstarb.
Mit: Rainer Kühn, Evelyn M. Faber, Lina Habicht, Sybille Weiser, Benjamin Krämer-Jenster, Rouwen Huther, Bernd Ripken
Regie: Evgeny Titov
Dramaturgie: Wolfgang Behrens